26.04.2005 - KIRGISISCHER LÄNDERABEND
Ein halber Löffel voll Musik
120 Besucher tauchen am Länderabend in die Weite Kirgisiens ein
BERNKASTEL-KUES. (mbl) Fremder Schauplatz Kirgisistan: 120 Besucher waren von einem Länderabend im Hotel Burg Landshut angelockt worden und kamen dort auf den vielfältigen "Geschmack" Kirgisiens.
Musik, Kulinarisches und Informationen zu Land, Leuten und Kultur prägten den kirgisischen Abend im Hotel Burg Landshut, der auf große Besucherresonanz stieß. Es war der fünfte Länderabend, den das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage organisiert hatte. Dem Bündnis liegen die Verbesserung der Völkerverständigung, der Abbau von Vorurteilen und das Kennenlernen anderer Kulturen am Herzen. "So kann ein kleiner Schritt zum Frieden zustande kommen", sagte der Bündnis-Vorsitzende Yaghoub Khoschlessan.
"Gib mir einen halben Löffel voll Musik" – mit diesem vertonten Gedicht hieß die kirgisische Musikerfamilie Rysaliev die Gäste willkommen. Zurzeit auf Deutschlandtournee, brachte Vater Nushan Rysaliev, Konzertpianist und Dirigent, mit seinen Kindern, der 19-jährigen Geigerin Dinara, der 15-jährigen Pianistin Alija und dem zehn Jahre alten Cellisten Aider, den Zuhörern die Musik Kirgisiens nahe.
Die Familie beeindruckte mit meisterhafter Spieltechnik und Musizierfreude. Auf ihrem musikalischen Programm standen auch Kompositionen ihrer vor einem Jahr verstorbenen Mutter Leila.
Lamm-Süppchen und "Besch-Barnak"
Und es gab mehr als nur "einen halben Löffel" voll Kirgisien: Das Publikum ließ sich mit Musik, landestypischen Speisen sowie in Wort und Bild in ein Land im Herzen Zentralasiens entführen, das geprägt ist von mächtigen Gebirgszügen, grünen Tälern und Seen sowie Menschen, die stolz sind auf ihre Heimat. Die Hauptstadt heißt Bishkek, die offizielle Staatsreligion ist muslimisch. Den meisten Deutschen ist Kirgisien, das als letzter Teilstaat 1991 seine Unabhängigkeit von der ehemaligen UdSSR erklärte, erst durch die jüngsten politischen Unruhen bekannt geworden.
Und was steht in Kirgisistan auf dem Speiseplan? Die beiden Köche Gerd Jungbluth und Horst Hector hatten keine Anstrengungen gescheut, nach kirgisischen Rezepten ein Viergang-Menü zu kochen. Ob Aubergine, gebraten im Omelette, Lamm-Süppchen, traditioneller "Besch-Barnak" (Lamm mit Nudeln) oder zum Abschluss Kekse mit Pflaumenmarmelade gefüllt und schwarzer Tee – die Gäste kamen auf den – wenn auch ungewohnten – Geschmack.
Gefreut auf den kirgisischen Abend hatten sich nicht nur Hanna Ziems und Klara Schaaf aus Platten. Klara Schaaf beherbergte 1990 drei kirgisische Studenten. Bis heute hält sie brieflichen Kontakt zu Tschynara Osmanowa, deren Sohn Ernst sie auch schon in Deutschland besuchte.
Auch das Ehepaar Gerd und Geneviève Schwartz war neugierig. Um andere Kulturen mit allen Sinnen zu erleben und über diesen Randstaat der ehemaligen Sowjetunion mehr zu erfahren, waren sie gekommen.
Allerdings sei die Freude über die hervorragende Musik und das schmackhafte Menü durch allzu lange, mit Details voll gepackte und teilweise akustisch nicht zu verstehende Vorträge etwas getrübt worden, gaben Heidi Schäfer und Rosa Christiane Mehn aus Wintrich die Meinung eines Großteils der Gäste wieder.
Die 90-jährige Rosa Christiane Mehn, die selbst schon viele Reisen unternommen und viele muslimische Freunde hat, interessierte der Länderabend sehr. Begeistert zeigte sich die Besucherin besonders von der musikalischen Familie. "Bei den Vorträgen wäre aber weniger sicherlich mehr gewesen", sagte Rosa Mehn in Anbetracht des erst nach Mitternacht endenden Abends.
31.05.2005 - DEUTSCH HILFT WEITER
16 Teilnehmer aus fünf Ländern belegen Sprachkurs
BERNKASTEL-KUES. (red) 16 ausländische Mitbürger aus Bernkastel-Kues und Umgebung besuchen zurzeit einen Deutschkurs.
Initiator ist das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage. Ihm gehören auch die beiden ehemaligen Lehrerinnen Annelie Zenz und Barbara Zirbes an. Die beiden unterrichten die Kursteilnehmer aus fünf Ländern einmal pro Woche, und zwar donnerstags von 16 bis 17.30 Uhr in der Grundschule in Bernkastel-Kues. In spielerischer Form sollen Hemmungen vor der deutschen Sprache überwunden und die Freude an der Konversation geweckt werden, erklärte Bündnis-Vorsitzender Yaghoub Khoschlessan (links) bei der Begrüßung. Die Teilnahme an dem Kurs, der den Menschen die Integration erleichtern soll, ist kostenlos.
05.09.2005 - AUSSTELLUNG DANIELA MANTOVAN-KROMER
Eine Welt voller Wärme und Würde
BERNKASTEL-KUES. Als "ein Defilee verschwundener Dinge und Menschen, die eindrucksvoll in unsere Welt zurückkehren", wurden die Fotos von Alter Kacyzne bei der Vernissage vorgestellt. In der Akademie Kues dokumentieren sie den jüdischen Alltag der 1920er Jahre.
Von unserer Mitarbeiterin PETRA GEISBÜSCH
Es gab auch das intellektuelle, moderne, progressive und bourgeoise jüdische Leben in Polen. Alter Kacyzne selbst war ein prominenter Vertreter der Warschauer Bohème. Auf seinen Fotos hält er allerdings die krasse Gegenwelt im Bild fest: Arm, oft elendig kommen die Gestalten daher, arbeitslos, mit Schwielen an den Händen, die Kinder barfuß, die Frauen mit der Wäsche unterm Arm, die im Fluss gewaschen werden muss.
Letzte Dokumente einer verschwundenen Welt
Hier verkauft ein kleiner Bursche illegal Gebäck, weshalb er stetig auf der Hut vor der Polizei sein muss, dort wartet eine Frau beim ärmlichen Sabbatmahl auf ihre Familie. Kein Wunder, dass diese Menschen von einem besseren Leben träumten: Wer immer es schaffte, zog fort aus dem Schtetl ins gelobte Land, nach Amerika.
Was der Fotograf, Dichter, Dramatiker, Journalist und Redakteur Alter Kacyzne auf bemerkenswert ausdrucksstarken Schwarz-weiß-Fotografien festgehalten hat, sind letzte Dokumente einer bereits kurz danach verschwundenen Welt. Die einen gingen nach Amerika, die anderen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus' ermordet. Auch Kacyzne selbst fiel ukrainischen Kollaborateuren zum Opfer: Brutal brachten sie ihn um. Die einzige Überlebende seiner Familie war die Tochter. Sie trieb auch das Projekt voran, das nun in Buchform vorliegt. Es trägt den Titel "Poyln – eine untergegangene jüdische Welt". Fotografiert hat Kacyzne seine Bilder als Auftragsarbeit: Die jiddische New Yorker Tageszeitung "Forverts" wollte den emigrierten Ostjuden letzte Erinnerungen an die zurückgelassene Heimat bewahren und ihnen gleichzeitig tröstend vor Augen führen, dass sie sich richtig entschieden hatten.
Die Ausstellung, die in zwei Stockwerken der Akademie Kues zu sehen ist, hat das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage an die Mosel geholt. Sein Vorsitzender Yaghoub Khoschlessan schaffte es, mit Daniela Mantovan-Kromer die ideale Rednerin für die Vernissage zu verpflichten. Die Dozentin der Heidelberger Hochschule für jüdische Studien stellte die Arbeiten Kacyznes in den richtigen historischen und kunstgeschichtlichen Rahmen und blieb trotz des hohen wissenschaftlichen Anspruchs für alle verständlich.
Trotz aller unverkennbaren Armut auf den Fotos entdeckte nicht nur Verbandsgemeindebürgermeister Ulf Hangert "eine Welt voller Wärme und Würde". Er hofft, dass sich viele Besucher von der Ausstellung berühren lassen. Die Fotos werden eine Woche früher als angekündigt wieder aus der Akademie Kues ausziehen: Am 18. September geht es weiter nach Schweich.
Rege Diskussion nach der Ausstellungseinführung von Daniela Mantovan-Kromer, Dozentin an der Heidelberger Hochschule für jüdische Studien: (von links) Theresa Spieß, Leiterin der Akademie Kues, die Referentin, Yaghoub Khoschlessan, Vorsitzender des Bündnisses, Musiker Menachem Har-Zahav und Verbandsgemeindebürgermeister Ulf Hangert.Foto: Petra Geisbüsch
9.11.2005 - RUMÄNISCHER LÄNDERABEND
Fremdes, schönes Land
70 Gäste kommen zum Länderabend Rumänien – Bodenständige, rustikale Küche
Bernkastel-Kues. (mbl) Zum sechsten Länderabend hatte das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage eingeladen. Auf dem theoretischen und kulinarischen Programm stand das südosteuropäische Land Rumänien.
Mit „Buna Seara“ (Guten Abend) begrüßte Yaghoub Khoschlessan die rund 70 Gäste im Saal des Hotels Burg Landshut zum Länderabend und hieß Deutsche und Rumänen „Bine ati venit – herzlich willkommen“. Informationen zu Land und Leuten, Sprache und Kultur, Musik und Geschichte standen auf dem theoretischen Programm. Rumänische Musik vom Band (die beiden bestellten Musiker waren leider verhindert) unterhielt die Gäste beim viergängigen Menü, für das Küchenchef Wolfgang Rieger verantwortlich war. Junge Service-Kräfte sorgten dafür, dass die Besucher an den mit den rot-gelb-schwarzen Landesfarben dekorierten Tischen in den Genuss landestypischer Spezialitäten kamen.
„Uns liegt das Einander-Näherbringen unterschiedlicher Kulturen, die Verbesserung der Völkerverständigung und somit der Abbau von möglichen Vorurteilen sehr am Herzen“, erklärte der Bündnis-Vorsitzende Khoschlessan im Gespräch. Die Länderabende könnten somit ein kleiner Schritt in Richtung friedliches Miteinander und Füreinander sein. „Erfreulicherweise gebe es in unserer Gegend keinerlei Ausländerfeindlichkeit oder Rassenhass.“ Und dazu, dass Ausländer sich hier rasch verständigen können, trage sicherlich der vom Bündnis angebotene Deutschunterricht bei.
Wer kennt wirklich das Land Rumänien, seine Kultur, seine Sprache, Musik und Literatur? „Bekannt geworden ist Rumänien in der Vergangenheit vorwiegend durch politische Negativ-Schlagzeilen“, unterstreicht Referent Ludwig Kröger.
Rumänien war durch viele Jahrhunderte hindurch das Durchreiseland vieler Völker. Wer an Rumänien denkt, dem fielen oft nur Ceausescu, Dracula oder Zigeuner ein, so Kröger. Die überaus „schönen Seiten“ des Landes kenne leider kaum jemand. So versuchten die Referenten Gelu Tomoiaga und Ludwig Kröger dem Publikum das „unbekannte“ Land Rumänien näher zubringen, dessen Staatssprache Rumänisch als romanische Sprache aus dem Latein des römischen Ostreiches hervorgegangen ist.
Und was steht auf Rumäniens Speiseplan? „Die rumänische Küche ist einfach, bodenständig und rustikal“, sagt Koch Rieger. Nach rumänischen Rezepten „zaubere“ er ein Vier-Gang-Menü, das ankam. „Es hat sehr gut geschmeckt“, sagt Annette Fieseler, die selbst schon das Land bereist hat. Ob Tartine als Vorspeise, tomatisierte Fleischsuppe, Krautwickel mit Maisschnitten oder gefüllter Pfannkuchen mit Vanillesoße – die Gäste genossen den rumänischen Geschmack“.
Zeitungsausschnitt Trierischer Volksfreund vom 9. November 2005
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