08.01.2006  NEUJAHRSEMPFANG 2006

Begrüßung in 16 Sprachen

Neujahrsempfang des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage – Internationales Programm

BERNKASTEL-KUES. Das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage hatte zum Neujahrsempfang ins Hotel Burg Landshut eingeladen. Mehr als 100 Besucher aus 18 Nationen nutzten die Gelegenheit, miteinander das neue Jahr zu begrüßen.

Von unserer Mitarbeiterin MARITA BLAHAK

Bündnis-Mitglied Barbara Zirbes tanzt beim Neujahrsempfang mit den Kindern. Foto: Marita Blahak

Es herrschte eine ausgelassene, fröhliche Stimmung im Saal des Hotels "Burg Landshut". Wie in einer großen Familie feierten Menschen aus 18 Nationen den Beginn des neuen Jahres. Das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen.

Es war ein buntes Fest der Nationen mit Musik, Gesang und Tanz. Große und Kleine hatten ihre Freude und genossen die familiäre, fröhliche Atmosphäre.

Musik, Gespräche und ein Tänzchen

Der Vorsitzende des Bündnisses, Yaghoub Khoschlessan, begrüßte die Besucher in 16 Sprachen. "Das Verständnis der Menschen dieser Stadt und der umliegenden Gemeinden für die Belange und Mentalität der ausländischen Mitbürger zeigt, dass wir alle in Frieden miteinander leben", unterstrich Khoschlessan: "Diese Völkerverständigung und das Füreinander tragen zum Frieden bei."

Khoschlessans besonderer Dank ging an die Bürgermeister von Stadt und Verbandsgemeinde sowie die guten Geister, die für das Gelingen des Neujahrsempfangs beitrugen: an Uli Dahm und Stefanie Simon für die unentgeltliche Bereitstellung von Saal und Service, an Markus Petereit vom Edeka-Markt für seine großzügige Spende an Gebäck und Obst sowie an die Frauen, die mit selbst gebackenem Kuchen die Besucher verwöhnten.

Nicht zu vergessen die Musikerinnen und Musiker: Sologitarrist Uli Bögershausen, Pianist Menachem Har-Zahar, Peter Mohrs mit seinem Streichensemble der Musikschule des Landkreises Bernkastel-Wittlich sowie der iranischen Folklore- und Pop-Band "Dorian", die alle mit exzellenten Darbietungen das Neujahrsfest musikalisch umrahmten.

Für die Unterhaltung der großen Kinderschar sorgte Annelie Zenz mit allerlei Spielen.

So hatten alle Gäste die Gelegenheit, den Nachmittag bei Musik, Gesprächen oder auch einem Tänzchen in vollen Zügen zu genießen. "Sehr schön", bemerkte Najla Farg Karim aus dem Irak. Sie lebt seit über vier Jahren in Graach und fühlt sich wohl an der Mosel: "Ich habe viele deutsche Freunde gefunden." Auch für Familie Duong aus Vietnam, die vor 22 Jahren nach Deutschland kam, ist die Mosel zur Heimat geworden.

"Hier begegnen uns keinerlei Vorurteile, wir haben eine gute Nachbarschaft und sind bestens integriert", betont die zehnköpfige Familie Yildirim aus der Türkei. "Ich glaube, wir sind hier sehr beliebt", versichert eine der Töchter.

Stammgäste bei den interkulturellen Festen sind auch Günter Cremer und seine chinesische Ehefrau Wang Yan, die die Gemeinschaft schätzen. "Supertoll", fanden es auch der elfjährige Alward aus Armenien, die sechsjährige Christina aus Georgien und die zehnjährige Julia aus Vietnam. "Wann ist das nächste Fest?" Diese Frage war allenthalben zu hören.

2006 Deutsch lernen ist nicht schwer

Von unserer Mitarbeiterin

MARITA BLAHAK

BERNKASTEL-KUES. Mit Erfolg haben ausländische Mitbürger am Deutsch-Intensivkurs von Barbara Zirbes teilgenommen. Stolz nahmen die Teilnehmer ihre Zertifikate entgegen.

Barbara Zirbes (Zweite von links) leitete den Intensiv-Deutsch-Kurs für Ausländer und überreichte zusammen mit Yaghoub Khoschlessan (links) die Zertifikate an die Teilnehmer.TV-Foto: Marita Blahak

Yaghoub Khoschlessan, Vorsitzender des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage, das seit 2005 Deutschkurse für Ausländer anbietet, gratulierte den Teilnehmern des Intensivkurses. Er dankte den beiden pensionierten Lehrerinnen und Vereinsmitgliedern Barbara Zirbes und Annelie Zenz, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen, den ausländischen Mitbürgern die deutsche Sprache näherzubringen.

Die Deutschkurse laufen das ganze Jahr über einmal wöchentlich. Barbara Zirbes hatte die Idee, den Fortgeschrittenen einen dreiwöchigen Intensivkurs anzubieten. Sie lobt das Engagement und das Durchhaltvermögen der meisten Teilnehmer. Denn jeden Abend nach der Arbeit noch die Schulbank zu drücken, das verdiene Anerkennung. Grundvoraussetzung für das miteinander Umgehen und Verstehen im fremden Land sei das Erlernen von Sprache und Kultur, betonte Khoschlessan. Nur so sei ein friedliches Miteinander möglich.

"Wir haben viel gelernt", darin sind sich die jungen Frauen und Männer aus unterschiedlichen Nationen einig. Bunt gemischt war die Gruppe, die sich 15 Doppelstunden lang in die Sprache und ihre Grammatik vertiefte. "Es hat uns sehr gut gefallen, und wir hatten eine gute Lehrerin", unterstreichen Clayde Hencke aus Peru sowie Hoa-Duong Vu und Anh Phuong Nguyen aus Vietnam. Die beiden jungen Männer leben bereits seit 15 Jahren in Deutschland und begrüßen die Deutschkurse zur Verbesserung der Sprachkenntnisse. Die Chinesin Ailiem Duong arbeitet in einem Restaurant und besucht noch den Anfängerkurs. "Wenn man hier lebt und arbeitet, dann muss man die Sprache kennen", versichert sie und freut sich schon auf den nächsten Intensivkurs, indem sie ihre Kenntnisse vertiefen will. Auch für Le Ba Hung, der noch zur Schule geht, oder Nail Neumann aus Kasachstan, der an einer Tankstelle auf dem Hunsrück arbeitet, ist das Deutschlernen unverzichtbar.

Marta Bieniek aus Polen arbeitet als Au pair und fand den Intensivkurs toll. "Grammatik, Sprachintensivierung und Kultur – all das hat sehr viel Spaß gemacht". Marcel Komlan Amedokpo aus Togo lernt in einem Weingut die vielfältige, aber auch harte Arbeit des Winzers kennen. "Ich fühle mich hier wohl, denn ich darf etwas lernen", sagt er voll Freude. Hier an der Mosel habe er eine Perspektive, die ihm im Heimatland nicht gegeben ist. Im Kurs von Lehrerin Barbara Zirbes habe er insbesondere gelernt, ohne Angst zu sprechen." Das ist ihm sehr wichtig, denn die deutsche Sprache bedeutet für ihn mittlerweile soviel wie "meine neue Familie". "Wenn wir Courage zeigen, dann kann uns ein solcher Kurs sehr viel bringen und mitgeben", sagt der 26-jährige Togolese und empfiehlt jedem die Teilnahme. Marcel hat sich in Bernkastel-Kues gut integriert, spielt Fußball und sucht Kontakt mit anderen – egal welcher Hautfarbe. Doch für das Verständnis untereinander sei es unumgänglich, die Sprache des Landes zu beherrschen, in dem man leben und arbeiten will, lobt er das Angebot des "Bündnisses".

So wird es neben den Anfängerkursen Anfang nächsten Jahres auch wieder einen Intensivkurs für Fortgeschrittene geben, versichert Barbara Zirbes.

09.10.2006 Opfer, Täter und Außenseiter

BERNKASTEL-KUES. (mbl) Das Seminar "Gewaltprävention" – veranstaltet vom Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage – war für jene gedacht, die im täglichen Leben mit Gewalt in Berührung kommen: Pädagogen, Sozialarbeiter, Ausbilder, die Polizei, Eltern und Jugendliche. Die Leitung hatten Theaterpädagogin Sylvia Martin und Sozialpädagogin, Bewährungshelferin und Anti-Gewalt-Trainerin Ute Theis.

Die Ursachen für Gewalteinsatz in allen Bereichen des Alltags sind vielfältig. "Was können wir tun, dass es anders wird?", fragte der Vorsitzende vom Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage, Yaghoub Khoschlessan, zu Beginn des Seminars. Die Leiterinnen Ute Theis und Sylvia Martin sind bereits mit einem sozial- und theaterpädagogischen Pilotprojekt erfolgreich in Trierer Schulen gestartet (der TV berichtete). Nun stellten sie Teile aus diesem Projekt in Bernkastel-Kues vor. Toleranz üben, Verständnis füreinander finden, auch wenn der andere "anders" ist und unterschiedlich reagiert, seine eigene emotionale und soziale Kompetenz erfahren und einschätzen. Statistisch gesehen nimmt die Gewaltbereitschaft nicht zu, aber ihre "Qualität" ist härter geworden und die Hemmschwelle zuzuschlagen ist gesunken.

Nach dem Aufstellen von Gruppenregeln ging es mit dem Erarbeiten des Begriffs "Gewalt" los. In Rollenspielen erlebten die Teilnehmer hautnah, was es heißt, Täter oder Opfer zu sein. Übungen und Fragerunden wechselten sich ab, es herrschte eine lockere Atmosphäre, in der offen zur Sprache kam, was zum Thema interessierte. Auslöser für das Projekt zur Gewaltprävention war das Theaterstück "Kälte" von Lars Norén, in dem drei Rechtsextremisten einen Klassenkameraden nach der Abiturfeier treffen, belästigen, quälen und schließlich ermorden.

"Unser Ziel ist es, das Handlungsrepertoire von Jugendlichen zu erweitern", betonen die beiden Frauen. Und das geschehe "erfahrbar" in Gruppenarbeit. Diese Rollenspiele haben viel mit Körperarbeit zu tun, betont Martin. Und in der "Körperarbeit" könne der Jugendliche Bezug zu sich finden und seine Selbstwahrnehmung trainieren. "Lasst mich doch rein in eure Gruppe", bittet ein Außenstehender. Zunächst mit Worten, dann mit Gewalt, versucht er sich hineinzudrängen. Konfliktlösungsstrategien werden gemeinsam herausgearbeitet, Kompromisslösungen als positiv akzeptiert. "Denn es gibt nicht nur Schwarz-Weiß, sondern dazwischen liegen jede Menge unterschiedlicher Farben", so Theis. Dabei kam ein ganz wichtiger Aspekt zum Vorschein: Man muss lernen, dass es Konflikte gibt, für die es zunächst keine schnelle Lösung gibt. Trotzdem können die Parteien friedlich auseinander gehen.

"Ich hätte nie gedacht, wie unwohl man sich als Außenseiter fühlen kann, oder wie eklig die Rolle als Täter ist", bemerkte eine Teilnehmerin nachdenklich. "Für mich persönlich war das Seminar eine wahnsinnige Bereicherung meines Denkens und Verhaltens", sagte Khoschlessan. "Und für uns war es sehr spannend zu erleben, wie Gruppen, die sich vorher nicht kannten, interessante Lösungsansätze zur De-Eskalation fanden", unterstrichen die beiden Expertinnen.

19.11.2006 MALI ABEND

BERNKASTEL-KUES.

80 Gäste haben die Chance genutzt, Mali und einige seiner Einwohner näher kennen zu lernen. Dabei erlebten sie dank Peter Brucker von der Mali-Hilfe am eigenen Leib ein Stück Kultur der westafrikanischen Republik.

Amadon Biatta und Kaba Diarra entlocken ihren Trommeln mit rhythmischen Schlägen interessante Töne. Sie tragen ein farbenfrohes festliches Gewand und singen landestypische Lieder. Schnell springt so der Funke auf die gut 80 Gäste im Hotel "Burg Landshut" über.

In Zusammenarbeit mit Peter Brucker, Vorsitzender der Mali-Hilfe, hat das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage im Kreis Bernkastel-Wittlich einen weiteren Länderabend verwirklicht.

Seit 1986 engagiert sich der Longkamper Peter Brucker für Mali. Brucker schwärmt vom Land und seinen Einwohnern. "Es ist ein armes, aber schönes Land", sagt er und ist zugleich begeistert von den "toleranten und sympathischen Menschen".

Von Berührungsangst keine Spur

Nach afrikanischen Rezepten wurde ein Menü aufgetischt. Typisch für Westafrika gab es einen bunten Linsensalat, dann Couscous mit Erdnusssoße, einen Rindfleischtopf mit Manjok, Yams und Bananenküchlein, ein traditionelles Dessert aus Mali. Berührungsangst war an diesem Länderabend ein Fremdwort. Die Afrikaner gingen von Tisch zu Tisch und beantworteten Fragen. Spätestens, als die Gäste die afrikanischen Gewänder anzogen und in einer Art Polonaise zu den rhythmischen Trommelklängen durch den Saal zogen, gewann eine fröhlich, entspannte Atmosphäre Überhand. Alles wirkte wie selbstverständlich.

Festgewänder, traditionelle Bauernkleidung, Frauen- und Männergarderobe mit entsprechender Hose, Unterrock und Kopfbekleidung wechselten den Besitzer. "Die Kleider haben gar nicht gereicht, so viele wollten mitmachen", freut sich der Vorsitzende vom Bündnis, Yaghoub Khoschlessan. "Das war eine Stimmung, die wir noch in keiner unserer Veranstaltungen hatten", schwärmt er von der erlebten Nähe zwischen den Völkern. "Es tut gut, wenn etwas vor der weiten Welt zu uns kommt, das gegen die Enge unserer Kessellage, sowohl geografisch wie mental, etwas macht", sagt Justinus Calleen aus Wittlich. Dabei sei die Kultur noch das beste Medium, findet er.

Auch Raimund Bernhard aus Gonzerath ist begeistert. "Das Essen war sehr lecker, dazu die Musik und die Völkerverständigung, es war toll." Und Hans-Peter und Felicitas Emmerich aus Gonzerath finden: "Diese kulturelle Veranstaltung hätte einen größeren Rahmen verdient".

Unermüdlich setzt sich Brucker für Mali ein. In den vergangenen Jahren konnten dank der Mali-Hilfe, die die Spendengelder ohne Abzüge einsetzt, über 1,2 Millionen Euro investiert werden. Bisher wurden zwölf Schul- und Kindergartenprojekte sowie zwölf Entbindungsstationen und kleinere Sanitätsstationen in verschiedenen Regionen Malis verwirklicht.

Der westafrikanische Staat Mali liegt in der Sahelzone südlich der Sahara und ist in acht Regionen eingeteilt. Die nahezu zwölf Millionen Einwohner leben friedlich miteinander. In Mali gibt es mehr als 24 verschiedene ethnische Gruppen, das malische Radio sendet in zehn verschiedenen Landessprachen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.mali-hilfe.de