29. Januar 2010 Hotel Burg Landshut, Bernkastel Kues
Trierischer Volksfreund 31.01.2010
Helden im Alltag von Bernkastel-Kues
Von unserer Mitarbeiterin Marita Blahak
Der Verein "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" Bernkastel-Wittlich engagiert sich seit zehn Jahren für Demokratie, Toleranz und Völkerverständigung. Mit Mitgliedern, Ehrengästen und Freunden feierte das Bündnis sein 10-jähriges Bestehen. Landrätin Beate Läsch-Weber erhielt den Ehrenpreis des Bündnisses.
vonlinks: Dr. Calleen, Frau Prof. Kemper mit Präsent( Arche Noah-Bild), Vorsitzender Dr. Khoschlessan, Verbandsbürgermeister Ulf Hangert, Landrätin Frau Läsch-Weber ( mit Ehrenpreis ), Holocaustüberlebender Martin Schmitz, Vorsitzender des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma, Romani Rose.
Bernkastel-Kues. Zum Festakt traf sich die Geburtstagsgesellschaft im gleichen Saal des Hotels Burg Landshut, in dem vor zehn Jahren drei Mütter und sechs Väter zur Zeugung eines Kindes zusammenkamen, das später auf den Namen "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" getauft wurde.
Übergriffe von Nazis und Skinheads als Initialzündung
Damals hatten Übergriffe von Neonazis und Skinheads in einer Moselgemeinde und das beherzte Einschreiten von jungen Männern zur Gründung eines Vereins geführt. Der setzt sich seither unermüdlich für die Verständigung zwischen den Kulturen und die Integration ein.
Vorsitzender Yaghoub Khoschlessan dankte allen Freunden, Gönnern, Helfern und Mitgliedern, die sich mit Rat und Tat, ideell und finanziell für die Ziele des Vereins einsetzen.
"Ich hoffe, dass auch in Zukunft viele unser Gebäude durch gute Taten zusammenhalten", sagte Khoschlessan. Mit festlicher Kammermusik unterhielten Wolfgang Lichter (Klavier), Margret Koch und Gerda Koppel-Martini (Querflöte), Eckhard Müller (Violoncello) und die elf Jahre alte Marilu Lichter (Violine) die Gäste.
Festrednerin Professor Heidrun Kämper gab einen Einblick in die Deutungsgeschichte der Begriffe Duldung, Toleranz und Respekt - Begriffe, die beim Thema Integration eine wichtige Rolle spielten.
Vor zehn Jahren habe das Bündnis ein Samenkorn ausgesät, das reichlich Früchte trage, hob Landrätin Beate Läsch-Weber hervor. Menschlichkeit werde von den Mitgliedern des Bündnisses alltäglich gelebt: "sie setzen sich ein für ein gewinnendes multikulturelles Miteinander im Kreis".
Als Anerkennung für seinen großen Einsatz für Demokratie und Toleranz sei der Verein in Bernkastel-Kues bereits mehrfach ausgezeichnet worden, lobte Läsch-Weber. Das Lob ging an die Kreischefin zurück, "die unsere Ziele immer unterstützt hat", hob Bündnismitglied Justinus Calleen in seiner Laudatio hervor.
Zum ersten Mal verlieh der Verein einen Ehrenpreis an eine Persönlichkeit, die ihre "Macht" einsetze für Demokratie, Menschlichkeit und Toleranz. "Ich sehe die Auszeichnung als Dank und Verpflichtung an und gebe der Plakette mit dem Logo des Bündnisses einen sichtbaren Platz am Kreishaus", sagte die Geehrte.
Hintergrund Der Verein "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" besteht zurzeit aus rund 110 Mitgliedern. Sie setzen sich seit 2000 ehrenamtlich für Völkerverständigung, Versöhnung, Abbau von Vorurteilen gegen Nicht-Deutsche, Integration von Migrantinnen und Migranten sowie das Kennenlernen anderer Kulturen ein. Der Grundgedanke und Zweck des Bündnisses ist die Aufklärung, Bildung und Sensibilisierung insbesondere der jungen Generation für die Themen Gewalt, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Extremismus. Hierzu engagiert sich der Verein in vielen unterschiedlichen Aktivitäten, Projekten, Veranstaltungen und Vorträgen. Infos beim Vorsitzenden Yaghoub Khoschlessan unter Telefon 06531-8021 oder im Internet unter
Kindertag 2010
12.09.10 Spiele für Toleranz und Respekt am Kindertag
Auch das "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" beteiligte sich am von der Verbandsgemeinde organisierten Kindertag am 12.09.10 auf dem Forumplatz.
Mehrere ehrenamtliche Pädagoginnen haben in kleinen Gruppen, spielerisch mit Emotion-Smilies, Selbstentwurf von Stimmungsbildern, persönlicher Zuwendung und Motivation zu positiven Aussagen und Anerkennung anderer Meinungen, die Begriffe Toleranz und Respekt näher gebracht.
Am Anfang scheuten sich manche Kinder; es bestand eine Hemmschwelle, an anspruchsvollen Spielen mit persönlichem Einsatz teilzunehmen. Eher suchten sie "Aktionsspiele", wie Feuerlöschen und Hochsprung.
Erst am Nachmittag war das Interesse groß, so dass manche interessierte Kinder auf das nächste Workshop warten mussten. Die am Workshop beteiligten Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, waren nach den Interaktionsspielen und persönlichen Gesprächen begeistert und motivierten andere Kinder, mitzumachen.
Leider mußte das Projekt um 16 Uhr wegen starken Sturms und des danach einsetzenden Regen abgebrochen werden. Es war trotzdem ein erfolgreiches Workshop, das von der Sparkasse Mittelmosel EMH intensiv unterstützt wurde.
TV 12. November 2010
Feier erinnert an Kultur der Juden
Das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage hatte zur Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus ins Hotel Burg Landshut eingeladen. Es war eine würdige, aber auch heitere Feier, gestaltet von Schülern der Realschule plus und der Ballettschule Ute Lichter.
Bernkastel-Kues. (mbl) Klezmer-Musik erklang, Ballettschüler in traditioneller Kleidung hielten sich an den Händen und bewegten sich im Horah-Tanz. Die Besucher klatschten im Rhythmus mit. Der Horah-Tanz, einer der typischen jüdischen Tänze, die besonders zu Feiern und Hochzeiten getanzt wurden, war Programmteil der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus. Der 9. November ist Gedenktag an die Pogromnacht 1938. Mit Reden, Lesungen und Gedenkfeiern wird allerorten an die Opfer der Gewaltherrschaft gedacht.
Das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage schlug einen etwas anderen Weg des Erinnerns ein. "Es sollte eine Feier werden, die an die Kultur der europäischen Juden erinnert - dar an, wie sie lebten und wie sie lachten", betont Vorsitzender Yaghoub Khoschlessan. Dazu konnte er junge Menschen gewinnen, die das Programm im Hotel Burg Landshut gestalteten. Schüler aus den Klassen 10 d und 10 e der Realschule plus berichteten über die Lebensräume der in West- und Osteuropa beheimateten jüdischen Mitbürger. Anhand zahlreicher eindrucksvoller Bilder gaben sie Einblicke ins Leben im "Schtetl" und "Schtetlech", stellten Kleidung und Kopfschmuck vor, blickten in die Familienstrukturen, die Feste und Feiern und berichteten über Klezmermusik, die eine wichtige Rolle im jüdischen Leben spielt. Und die hörten die Besucher auch live, gespielt von Geschichts- und Musiklehrerin Christina Schmitz.
Die Auszüge der Zehntklässler stammten aus ihrem Projekt zum Thema "9. November", zu dem der Landtag die Schulen aufgerufen hatte. "Dieses Projekt war für die Schüler sehr interessant, denn sie arbeiteten das Thema insbesondere auch unter Berücksichtigung regionaler Bezüge auf", sagt Lehrerin Schmitz. "Diese Geschichte darf nie vergessen werden", betonen die Schüler David Lohmann und Baris Bayindir. Es war eine würdige Feier, die nicht nur an die "dunkle" Seite jüdischer Geschichte erinnerte, sondern auch die heiteren Seiten jüdischen Lebens aufzeigte. Das kam besonders in den unterschiedlichen Tänzen zum Ausdruck. Die festliche Lichterprozession zu Beginn mit getragener Festlichkeit wurde später aufgelöst in ausgelassene tänzerische Heiterkeit. Khoschlessan dankte allen Beteiligten, die an diesem Abend mit Worten, Musik und Tanz als Botschafter gegen das Vergessen auftraten.
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TV 14. Nov 2010
100 Migranten lernen Deutsch
Von unserer Mitarbeiterin Ursula Schmieder
Die aktuelle Integrationsdebatte rückt ein ehrenamtliches Engagement in der Region ins Blickfeld. Unter dem Dach des Vereins "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" unterrichten Ehrenamtliche Migranten in Deutsch. Binnen acht Jahren haben das Angebot etwa 100 Personen genutzt.
Bernkastel-Kues. Die Runde ist bunt gemischt. Neben Nigerianern, Vietnamesen und einer Austauschschülerin aus Taiwan sitzen eine aus dem Irak eingewanderte Familie mit deutscher Staatsangehörigkeit und eine aus Aserbaidschan. Sie alle wollen die Sprache ihres Gast- beziehungsweise neuen Heimatlandes lernen. Ermöglicht wird ihnen das dank dreier Frauen, die ehrenamtlich Unterricht erteilen. Sie stellen sogar das Schreibmaterial zur Verfügung.
Wer wolle, könne einen Euro pro Stunde bezahlen, erzählt Annelie Zenz, pensionierte sonderpädagogische Fachkraft. Mit Initiatorin Barbara Zirbes, die 40 Jahre an der Grundschule Kues unterrichtete, und deren Schwester Mariella Wagner will sie den Menschen helfen und ihnen die deutsche Mentalität etwas näherbringen. Ebenso wie die Vierte im Team, die pensionierte Ärztin Angelika Tettey, die sich um Gesundheit und soziales Befinden der Migranten kümmert.
Annelie Zens und Mariella Wagner bieten den Familien sogar Hausbesuche an. Somit können selbst Eltern mit Kleinkindern Deutsch lernen. Ihre Zielgruppe erreichen die Frauen über Anzeigen oder dank Hinweisen ehemaliger Schüler oder von Vermietern und Nachbarn von Migranten. Motiviert werden sie durch Erfolge, wie die einer bulgarischen Familie, die vor zwei Jahren ohne Deutschkenntnisse einwanderte: Die Tochter besucht heute das Gymnasium, der Sohn wurde mit fünf Jahren eingeschult, und beide Eltern sind berufstätig.
Zirbes schätzt, dass in acht Jahren um die 100 Migranten bei ihnen Deutsch gelernt haben. Darunter auch die aus dem Irak stammende Lubna Butrus, deren Familie heute die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Bei ihnen zu Hause werde zu 90 Prozent Deutsch gesprochen, erzählt sie. Selbst ihre Mutter, die auch Deutsche werden möchte, spricht nur noch selten Aramäisch. Ihre Enkelin ist ihr eine gute Lehrerin. Fortschritte können auch Chiala und Ramin Ibrahimli aus Aserbaidschan vorweisen. Dabei ist die Mutter zweier Kinder erst seit einem Jahr in Deutschland. Ähnlich wie zwei junge Vietnamesinnen, die in Kues die Schulbank drücken. In Vietnam hätten sie nur kurze Zeit Deutsch lernen können, erzählen sie. Es sei gut, dass es diesen Unterricht gebe, versichert Doren Oviwe aus Nigeria, die bei ihrer Ankunft vor zwei Jahren nur Englisch sprach. Ihr nigerianischer Nachbar ist froh, in seiner Wohnung unterrichtet zu werden. Es gebe keine Fahrmöglichkeit.
Dachorganisation des seit acht Jahren angebotenen Unterrichts ist der Verein "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" (siehe Extra). Für den Vorsitzenden Yaghoub Khoschlessan ist das Angebot "ein kleiner Schritt zu einer friedvollen Integration von beiden Seiten".
Extra Das "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage", im September 2000 von Jugendlichen im Kreis gegründet, will ausländerfeindlichen oder rechtsradikal-gewalttätigen Jugendgruppen mit friedlicher verbaler Intervention begegnen. Ziele sind Sensibilisierung für Themen wie Gewalt, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Extremismus. Aktivitäten: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, Länderabende, Deutschunterricht für ausländische Mitbürger. (urs)
Extra Deutschunterricht: Der vom "Bündnis für Menschlichkeit" und Zivilcourage angebotene Deutschunterricht ist kreisweit das einzige kostenlose Angebot dieser Art. Laut Pressesprecher Manuel Follmann ist es für Migranten immer verpflichtend, Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu erwerben. Ein Fortgeschrittenen-Unterricht sei "ausländerrechtlich betrachtet grundsätzlich zunächst freiwillig". Denjenigen, die eine Einbürgerung anstrebten oder sich niederlassen wollten, seien jedoch fortgeschrittene Kenntnisse dringend zu empfehlen, da sie dafür zwingend erforderlich seien. Wer berechtigt oder verpflichtet ist, an Integrationskursen teilzunehmen, kann im Landkreis Bernkastel-Wittlich folgende Angebote nutzen: die der VHS Wittlich Stadt und Land, der Target GmbH und der Vereine Phönix und Integra. Die Kurse umfassen in aller Regel bis zu 630 Stunden. Unterrichtsort ist in allen Fällen Wittlich. (urs)
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